Romanisierung und keltisches Substrat im hadrianischen Ankyra im Spiegel der Gedenkinschrift für Lateinia Kleopatra (Bosch 117 = Mitchell/French, I.Ankara I 81) (Romanization and Celtic Substratum in Ancyra under Hadrian, as Mirrored in the Commemorative Inscription for Latinia Cleopatra). In: ZPE 183, 2013, 171-184.
Abstract (German)
Die systematische Untersuchung zu den Namen der Gedenkinschrift für Lateinia Kleopatra hat in verschiedener Weise zur Präzisierung unserer Kenntnisse von der Entwicklung des kaiserzeitlichen Ankyra geführt. Zunächst wurden die letzten Jahre der Herrschaft Hadrians als wahrscheinliches Datum für den Ehrenbeschluss ermittelt (ca. 135/138 n.Chr.). Sodann konnte gezeigt werden, wie sich das in der galatischen Aristokratie des 2. Jahrhunderts weit verbreitete Bedürfnis, auf königliche Vorfahren hinzuweisen, in ihrem Namengut spiegelt, wobei die Namen Kleopatra und Alexandros sowohl thematische als auch genealogische Verbindungslinien zum tosiopischen Tetrarchengeschlecht nahelegen. Ferner hat eine Schichtung der Namen der Phylarchen, welche die Ehrung vorgenommen hatten, nicht nur einen Einblick in die (überraschend weite) Verbreitung des römischen Bürgerrechts in der Ankyraner Mittelschicht gestattet, sondern zugleich auch den hohen Anteil keltischer sowie ‚verdeckt‘ epichorischer Namen kenntlich gemacht. Durch Vergleiche mit den Namen von Sebastos-Priestern und Buleuten des Koinons der Galater konnten weitere Besonderheiten erstens der Metropolis Ankyra gegenüber anderen Gebieten Kerngalatiens sowie zweitens der Mittelschicht jener Stadt gegenüber dem engeren Zirkel der aristokratischen Führungselite hervorgehoben werden. Hierbei verdient besonders die augenfällige Dominanz des keltischen Elementes noch im mittleren 2. Jh. n.Chr. betont zu werden. Die grundsätzliche Gefahr der Verzerrung des Eindrucks angesichts der geringen Zahl von Namen wird durch mehrere Umstände verringert: erstens durch die relativ gleichmäßige Rekrutierung der zwölf Phylarchen aus der Ankyraner Mittelschicht; zweitens durch die ergänzende Untersuchung der ‚verdeckten‘ Namentraditionen; drittens durch mehrere Vergleiche mit anderen Namenlisten Kerngalatiens, welche eine recht genaue Datierung und soziale Einordnung erlauben; und viertens durch die plausible Kontextualisierung der Befunde im weiteren Rahmen der Geschichte Galatiens.